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EU-Vergleich: Zypern und Ungarn wirtschaftlich stärker als die Kanaren


Grundsatz-Probleme wie Arbeitslosigkeit, Innovationsschwäche und Infrastrukturmängel bringen den Kanarischen Inseln einen Patz noch hinter Zypern, der Slowakei und Ungarn ein.

Von Juan Martín – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Die Kanarischen Inseln sind wirtschaftlich abgeschlagen. Zu diesem Ergebnis kommt ein EU-Vergleich zur Wettbewerbsfähigkeit einzelner Gebiete. Dabei müssen sich die Kanaren sogar hinter einst abgeschlagenen Regionen wie Zypern oder Ungarn einreihen.

Die Wettbewerbsfähigkeit einer Region innerhalb der Europäischen Union wird für die Erhebung an 68 Indikatoren gemessen. Sie verteilen sich auf elf Hauptfelder. Analysiert wird, in welchem Maß eine Region dazu in der Lage ist, ein attraktives und geeignetes Umfeld für Unternehmen und Arbeitnehmer zu schaffen.

Aufgeteilt wird die Analyse auf die Bereiche Qualität der Institutionen, makroökonomische Stabilität, Infrastrukturen in Bezug auf die Bedürfnisse von Gesellschaft und Unternehmen, öffentliche Gesundheit, Grundbildung, Hochschulbildung, Effizienz des Arbeitsmarktes, Größe des Binnenmarktes, technologische Verfügbarkeit, Ausgereiftheit der Unternehmensstruktur und Innovation.

Kanaren im Wirtschaftsvergleich EU-weit mit am schwächsten

Die Analyse wurde vom Instituto de Estudios Económicos (IEE) veröffentlicht, einem Think Tank, der sich der Forschung in den Bereichen Wirtschaft und Soziologie widmet. Das Ergebnis der detaillierten Analyse der Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Behörden und autonomen Gemeinschaften lautet für die Kanaren 76,1 Punkte.

Die Zahl allein sagt nichts aus, wichtig ist der Vergleich. Und darin schneiden die Inseln schlecht ab. Erneut. Denn schon in den vergangenen Jahren gehörten die Kanaren in dieser Betrachtung zu den schwächsten Regionen der EU.

Kanaren unterbieten EU-Durchschnitt

Die chronisch hohe Arbeitslosigkeit, die geringe wirtschaftliche Innovationskraft und infrastrukturelle Mängel sind laut der Studie drei der Hauptprobleme, die die Kanarischen Inseln auf die hinteren Plätze innerhalb der EU befördern. Spanienweit schneidet nur Extremadura mit 70,9 Punkten schlechter ab. Tragischer als das ist jedoch die Einsicht, dass die Kanaren damit zu nur vier spanischen Regionen gehören, die den EU-Durchschnitt unterbieten.

Am Ende der sozioökonomischen Rangliste ist Extremadura seit Jahren untrennbarer Begleiter der Kanarischen Inseln. Die beiden Regionen liegen nur vor den Regionen Griechenlands, Die nach der Schuldenkrise weiterhin nicht zurück auf die Beine finden. Oder Bulgarien, das die Bedingungen für die Einführung des Euro noch nicht erfüllt hat. Zudem ist Rumänien aktuell noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um in einen Aufwärtstrend zu gelangen.

Tourismus-Boom: Kroatien als Vorbild für die Kanaren?

Im Gegensatz dazu sind alle anderen Regionen der Europäischen Union wettbewerbsfähiger als der Archipel. So hat sich beispielsweise Kroatien innerhalb weniger Dekaden von seinem Bürgerkrieg erholt und gehört in Sachen Tourismus zu den aufstrebendsten Destinationen Europas.

Estland ist ein weiteres Beispiel dafür, wie eine Region innerhalb kürzester Zeit zu wirtschaftlichem Erfolg und sogar partiellem Wohlstand finden kann. Das erkennt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) als “außergewöhnlich” an.

Das sind die fünf wettbewerbsfähigsten Länder Europas

Der Blick auf die IEE-Studie zeigt, dass die Kanaren und Extremadura “mit einer Punktzahl von weniger als 80 Punkten” so weit hinter dem europäischen Durchschnitt liegen, dass sogar die schwächsten Regionen der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs, Dänemarks oder Schwedens weit vor den Inseln bleiben. Diese fünf Regionen gelten in Summe als die wettbewerbsfähigsten Gebiete Europas.

Die einzige Autonome Gemeinschaft, die EU-weit mithalten kann, ist Madrid. Sie übertrifft sogar den Durchschnitt der deutschen Bundesländer. Im Bereich Gesundheit setzt Madrid europäische Standards. Auf der anderen Seite des Rankings stehen: die Kanarischen Inseln.

Während bei der makroökonomischen Stabilität und der Grundschulbildung spanienweit die gleiche Punktzahl erreicht wird, liegen die Inseln bei den neun verbleibenden Indikatoren unter dem nationalen und europäischen Durchschnitt.

Kanaren besonders schwach bei Innovation, Arbeit und Infrastruktur

Besonders gering gilt der Wert für Innovation. Er erreicht 55,3 Punkte, die 120 Punkten in Madrid gegenüberstehen. Der Arbeitsmarkt schneidet mit 58,9 Punkten ab, wo das Baskenland mit 97,8 Punkten nationale Maßstäbe setzt. Die Infrastruktur erreicht immerhin 62,4 Punkte. Allerdings legt Madrid dabei mit 154,3 Punkten die Messlatte nahezu unerreichbar hoch.

Das IEE sieht eine direkte Beziehung zwischen der Wettbewerbsfähigkeit, dem Pro-Kopf-Einkommen und dem Pro-Kopf-BIP einer Region. Auch das passt zum aktuellen Bild, in dem sich die Kanarischen Inseln seit Anfang des Jahrhunderts weiter vom durchschnittlichen Einkommen Spaniens entfernt haben. Konkret bedeutet das: Die Kluft zwischen dem Lebensstandard auf den Inseln und dem nationalen Durchschnitt wird weiterhin immer größer.


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Juan Martín ist Redakteur bei Teneriffa News. Zum Autorenprofil von Juan Martín.

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