Dating am Obststand: Mercadona statt Tinder auf den Kanaren

Wenn Sie auf den Kanaren eine Ananas in Ihren Einkaufswagen legen, laufen Sie Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden. Klingt skurril? Ist aber so! Denn Spanien hat das Flirten vom Internet zurück ins echte Leben geholt. Und zwar an die Obst-Theke.

Tinder war lange Zeit eine Bank für Flirtwillige auf der ganzen (westlichen) Welt. In der App können Singles ein Profil anlegen. Jeder Nutzer bekommt dann mehr oder weniger passende andere Profile angezeigt und kann sie nach links aus dem Bild schieben, wenn es nicht passt, oder nach rechts, wenn man mit der Person ins Gespräch kommen möchte. Was simpel klingt, hat einen Haken: Durch das Überangebot an Profilen verfallen die meisten Tinder-Nutzenden ins Endlos-Wischen, statt ins Flirten.

In Spanien hat das ein jähes Ende gefunden. Denn durch einen skurrilen Trend hat sich das Flirten vom Netz in den Supermarkt verlagert. Und je nachdem, was Sie wie in Ihren Einkaufswagen legen, senden Sie damit eindeutige Signale aus. Wir verraten, welche:

Flirten an der Gemüsetheke auf den Kanaren

Der Trend startete zur Corona-Zeit. Nur zum Einkaufen durfte eine Zeitlang das Haus verlassen werden. Warum also nicht auch dort auf Partnersuche gehen? Das dachten sich die Initiatoren des Trends. Und daran erinnerte sich in diesem Sommer ein Influencer – also jemand, der im Netz viel Beachtung findet. Die Frage, ob es den Trend eigentlich noch gibt, sorgte schließlich dafür, dass er erst richtig entstand. Und zwar so:

Spaniens meistfrequentierte Supermarktkette ist Mercadona. Und dort wird zwischen 19 und 20 Uhr nonverbal geflirtet. Je nachdem, was Sie in den Einkaufswagen legen, senden Sie Signale aus. Gefällt das jemand anderem, rammt er oder sie Ihren Einkaufswagen. Und so wissen Sie, dass Sie beide auf der Suche nach Demselben sind. Und können alles Weitere auf einen Ort abseits von Wursttheke und Putzmittel-Sonderangeboten verlegen.

Kanaren: So signalisieren Sie Ihre Vorlieben bei der Partnersuche

Wer die Regeln festgelegt hat, ist nicht mehr mit Sicherheit zu klären. Doch sie gelten bis heute. Dem skurrilen Trend folgend, bedeutet also eine auf dem Kopf stehende Ananas, dass Sie an einem Abend intimer Zweisamkeit interessiert sind.

Platzieren Sie neben der kopfstehenden Südfrucht eine Tüte Linsen, signalisieren Sie damit, auf der Suche nach einer langfristigen Partnerschaft zu sein. Wer sich in der spanischen Küche auskennt, versteht auch den Zusammenhang: Während die Ananas mit der Zeit fleckig und unansehnlich wird, gilt ein Linsen-Eintopf erst am zweiten Tag als wirklich gut.

Eine Melone signalisiert fruchtbare Paarungsbereitschaft

Eine Melone geht einen deutlichen Schritt weiter. Sie soll an einen Babybauch erinnern. Das ausgehende Signal ist klar: Es ist nicht nur eine lange, sondern auch eine fruchtbare Partnerschaft gewünscht.

Das Gegenteil dessen signalisiert übrigens eine Tiefkühlpizza. Die ist schnell vernascht und meist plagt im Nachgang das schlechte Gewissen. Die Analogie zu einem One-Night-Stand, wie ein kurzes und bedeutungsloses Abendteuer neudeutsch genannt wird, ist nicht zu verleugnen.

Sollten Sie zur Flirtstunde einkaufen gehen, vermeiden Sie besser Auberginen, Insektenspray oder Fertig-Tortillas. Denn von ihnen gehen äußerst eindeutige und tendenziell schlüpfrige Signale aus.

“Generation Gemüseabteilung” auf den Kanaren

In Spanien hat der neue Trend schon ganze Polizeieinsätze ausgelöst. Wer sich also über besonders viel Publikumsverkehr zur vorabendlichen Stunde wundert, kennt nun die Antwort. Und auch den Grund dafür, dass bereits orakelt wird, ob nicht vielleicht doch Mercadonas Marketingabteilung hinter dem Trend steckt, um den Absatz zu einer im Supermarkt sonst vergleichsweise ruhigen Zeit anzukurbeln.

Abschließend klären lässt sich das kaum noch. Wohl aber, warum in Spanien wieder mehr offline geflirtet wird. Erste Melonenbabys werden demnach ab Frühjahr 2025 erwartet. Woran man sie erkennt? Dafür muss die Generation Gemüseabteilung erst noch einen Trend entwickeln. Vielleicht spielt der sich ja auf den Spielplätzen der Kanarischen Inseln ab – dann vielleicht auf der Suche nach einem neuen Stief-Elternteil.