Etwa jeder fünfte Arbeitnehmende oder Arbeitsuchende auf den Kanarischen Inseln ist älter als 55 Jahre. Dieses Segment hat in den vergangenen 20 Jahren signifikant zugenommen. Von 149.000 stieg die Zahl auf 227.500 an.
Und auch wenn die Kanaren noch leicht unter dem Landes-Durchschnitt der absolut Betroffenen liegen, so ist die Zunahme deutlich stärker. Denn im Rest des Landes lag der Zuwachs bei 147 Prozent.
Gleiches gilt für den Betrachtungszeitraum der vergangenen zehn Jahre. Auf den Kanaren stieg die Zahl der Betroffenen um 72,2 Prozent, während es im Rest des Landes 61,6 Prozent waren. “Wir leben in einem demografischen Winter”, heißt es in der zugehörigen Analyse düster.
Arbeitsmarkt in Spanien bekommt ein Nachwuchsproblem
Herausgegeben wird die “Encuesta de Población Activa”, kurz EPA, von der Adecco-Stiftung. Und weiter heißt es in der Analyse: “Das bedeutet, dass die Zahl der Geburten nicht ausreicht, um die sterbenden Menschen zu ersetzen. Dies führt zu einem Bevölkerungsrückgang und damit zu einem geringeren Angebot an Arbeitskräften – zusätzlich zu anderen Effekten, wie einem stärkeren Druck auf das Sozialversicherungssystem.”
Die Analysten sehen die Babyboomer als größte Generation der Geschichte. Sie habe nahezu komplett das 55. Lebensjahr überschritten. Das führt nun zu mehr Senioren. Hinzu komme, dass die Zahl der nicht erwerbstätigen Senioren zunehme. In den vergangenen zehn Jahren stieg sie weiter an. Und nach der Pandemie wurden nochmals mehr ältere Arbeitnehmende ausrangiert.
Kanaren haben mehr Frührentner als der Rest Spaniens
Die Altersgruppe der Über-55-Jährigen, die aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind, ist inzwischen auf 515.800 angewachsen. Das sind 221.000 mehr als noch vor 20 Jahren. Auf den Kanaren bedeutet das ein Wachstum um 75 Prozent, während es spanienweit nur 23,4 Prozent sind.
Allerdings muss auch betrachtet werden, dass die Kanaren viele Ältere als neue Wahlheimat anziehen. Francisco Mesonero, Generaldirektor der Adecco-Stiftung, sagt dazu: “In Anbetracht dieser Realität ist es dringend notwendig, die Talente unter den Senioren als Motor der Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.”
Dies könne negative Vorurteile gegenüber der Generation 55-Plus am Arbeitsmarkt abbauen. “Ihr Beitrag ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und für die Nachhaltigkeit des Landes”, sagte Mesonero weiter.
Kaum Unternehmen sehen Senioren am Arbeitsmarkt als Chance
Aus Sicht der Adecco-Stiftung ist die Integration von älteren Arbeitnehmenden inzwischen eine “strategische Frage” für Spaniens Wirtschaft geworden. Denn das Durchschnittsalter steigt weiter an und so gibt es keine Alternative zu einem aktiven und offenen Umgang mit dem Phänomen.
Allerdings sieht nur ein Fünftel aller Unternehmen in älteren Arbeitnehmenden eine Chance. Was die Rentabilität angeht, glauben sogar nur drei von 100 Unternehmen an einen positiven Effekt in der Beschäftigung Älterer. Das zeigt eine andere Studie – der “Monitor de Empresas de la Economía Sénior 2023” von der Mapfre-Stiftung.
Als Konsumenten jedoch setzen 56 Prozent der Unternehmen gern auf Senioren. Sie geben an, dass mehr als 40 Prozent des Umsatzes von Über-55-Jährigen generiert würde.
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Das 55-Plus-Problem: Arbeiter auf den Kanaren werden rasant älter
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