Sie haben weder eine Lobby noch die Chance auf Hilfe: Schwarzarbeiter gehören zur Gruppe der Vergessenen in der Corona-Krise. Da sie keinen Arbeitsvertrag besitzen, gibt es für sie weder Schutz noch Hilfe. Die Dunkelziffer wird auf rund 150.000 Personen geschätzt.
Arbeitnehmer, die aufgrund der Corona-Krise über das ERTE-Programm in eine Art Kurzarbeit geschickt wurden, werden vom spanischen Staat aufgefangen. Doch da, wo viel Tourismus herrscht, ist oft auch die Dunkelziffer der Schwarzarbeiter hoch. Verschiedene Organisationen schätzen, dass bis zu 150.000 Menschen auf den Kanaren als nicht gemeldete Arbeitnehmer tätig sind und ihren Lohn “schwarz auf die Hand” bekommen. Diese Personen stehen nun ohne jeden Schutz da.
Lanzarote, Fuerteventura, Teneriffa und Gran Canaria gelten als Schwarzarbeit-Hotspots
Die Hintergründe für solche Beschäftigungsverhältnisse sind vielfältig. Einige Arbeitgeber wollen die Sozialabgaben sparen, andere scheuen den Mindestlohn. Außerdem gibt es auf den Kanaren viele Personen ohne gültige Arbeitsgenehmigung – selbstverschuldet aber auch bedingt durch lange Wartezeiten.
Experten gehen davon aus, dass die meisten Schwarzarbeiter auf Lanzarote und Fuerteventura sowie in den südlichen Ballungszentren von Teneriffa und Gran Canaria vorkommen. In diesen Bereichen ist der Tourismus besonders ausgeprägt. Und Schwarzarbeit gilt hauptsächlich als Problem des Dienstleistungssektors, dem der Tourismus zugerechnet wird.
Kanaren bei Schwarzarbeit trauriger Spitzenreiter
Eine Studie aus dem Jahr 2019, die von der Fundación de Cajas de Ahorros (Funcas) beauftragt wurde, geht davon aus, dass Schwarzarbeit auf den Kanarischen Inseln bis zu 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Das BIP gibt den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen an, die innerhalb eines Jahres in einer Region hergestellt werden. Damit steht also mehr als ein Viertel aller auf dem Archipel erwirtschafteten Umsätze direkt oder indirekt mit Schwarzarbeit in Verbindung.
Die Kanaren gelten damit spanienweit als eine der Regionen mit dem höchsten Schwarzarbeits-Volumen. Der nationale Durchschnitt, in den die Kanaren bereits mit eingerechnet sind, liegt der Studie zufolge bei 23 Prozent.
Wie den Betroffenen nun geholfen werden kann, ist unklar. Für sie gibt es aktuell oft nur noch die regionalen Kirchengemeinden, die Caritas oder das Rote Kreuz. Doch selbst einige Hilfseinrichtungen dürfen zumindest offiziell nicht jedem Hilfsbedürftigen bedingungslos aushelfen, beispielsweise einigen Personen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung.
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Corona-Krise auf den Kanaren: 150.000 Schwarzarbeiter ohne Einkommen und Hilfe
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