Auch drei Wochen nach Einführung weicht Großbritannien nicht von der Quarantäne für Spanien-Rückkehrer ab. Die Kanaren sind Deutschland als zweitwichtigstem Tourismus-Markt dankbar, dass eine Ausnahme für den Archipel eingerichtet wurde. Doch das Ausbleiben britischer Touristen hat die Krise im Tourismus-Sektor perfekt gemacht.
Der Verband des Hotel- und Beherbergungswesens der Provinz Teneriffa, Ashotel, spricht von “Massenstornierungen” infolge der britischen Quarantäne-Maßnahme. Die größten Reiseveranstalter hätten ihren Betrieb vor Ort daraufhin quasi eingestellt. Jorge Marichal vom Ashotel warnt nun davor, dass die Wintersaison ebenfalls ausfällt.
“Wir können nicht das Risiko eingehen, auch die Wintersaison 20/21 zu verlieren”, sagt Marichal, “ansonsten werden wir mit einer beispiellosen Wirtschaftskrise konfrontiert, deren Arbeitslosenzahlen über 40 Prozent liegen wird und von der wir uns in vielen Jahren kaum erholen werden”, sagt der Tourismus-Experte.
Corona-Fälle: Kanaren könnten bald auch für Deutschland zur Risiko-Zone werden
Für Deutschland zählt unter anderem die Menge der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner. So lange diese unter 50 liegt, wird in der Regel keine Risikozone ausgesprochen. Aus diesem Grund gilt die deutsche Reisewarnung bisher auch nicht für die Kanaren. Doch in dieser Woche wurde der Wert an einem Tag erstmals wieder überschritten. Wenn dies für sieben Tage in Folge gilt, könnte dem Archipel also auch der zweitwichtigste Markt wegbrechen.
Als Lösung sieht Marichal zweierlei Maßnahmen, für die beide die Politik gefragt ist: Dem Präsident des Arbeitgeberverbandes ist daher das Thema Corona-Test vor dem Urlaub ein Anliegen: “Wenn die Europäische Union dies nicht umsetzt, ist es die spanische Regierung, die Tests festlegen sollte. Und wenn nicht, sollte die Regierung der Kanarischen Inseln diese Maßnahmen ergreifen”, sagte Marichal.
Madeira und Azoren als Beispiel für Corona-Tests vor dem Urlaub
“Touristische Wettbewerber” hätten mit der Einführung entsprechender Tests gute Erfahrungen gesammelt. Als Beispiel führte der Experte Madeira und die Azoren an. Ziel müsse es sein, dass auch Kanaren-Urlauber 72 Stunden vor Abflug einen negativen Corona-Test vorlegen. Geschehe dies nicht, müsse es eine kostenlose Möglichkeit vor Ort dazu geben.
Auf Madeira verursache dies Kosten von rund einer halben Million Euro pro Monat. Das Geld sei jedoch gut angelegt, denn “es wurden Maßnahmen ergriffen, die zunächst schädlich erscheinen mögen, die ohne Zweifel aber mittel- und langfristig bessere Renditen erzielen”.
Corona-Krise: Längere ERTE-Kurzarbeit zur Rettung des Kanaren-Tourismus?
Als zweite Maßnahme sieht Marichal eine Verlängerung der spanischen Kurzarbeiterregelung “ERTE” für den Tourismus. Auf diesem Weg könnten langfristig Arbeitsplätze erhalten werden, da der Sektor die dafür nötige Flexibilität erhalte: “Wir arbeiten nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir nicht können”, resümierte der Experte.
Um für seine Vorschläge zu werben, hat Marichal nun eine Audienz im Parlament der Kanarischen Inseln gefordert. Dort wolle er für entsprechende Maßnahmen werben, um den wichtigsten Wirtschaftsmotor des Archipels durch die Krise zu Manövrieren. Sein düsteres Szenario von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Langzeitschäden dürfte als Türöffner taugen.
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Corona auf den Kanaren: “Beispiellose Wirtschaftskrise” ohne Wintersaison
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