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Besonders Minderjährige: Spaniens Problem mit sexueller Gewalt


Die Fälle sexualisierter Gewalt in Spanien nehmen zu - auch auf den Kanaren. Die Täter sind oft jung, die Opfer auch. Das sind die aktuellen Zahlen.

Von Johannes Bornewasser – zuletzt aktualisiert: – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

In den vergangenen zehn Jahren haben die Fälle sexualisierter Gewalt in Spanien um mehr als 200 Prozent zugenommen. Fast jedes zweite Opfer ist Kind oder jugendlich, drei von vier Betroffenen sind unter 30 Jahren alt.

Auch die Täter sind immer öfter 30 Jahre oder jünger. Sie machen inzwischen 40 Prozent aller Straftaten dieser Art aus. Straftäter gibt es damit über alle Generationen hinweg, doch die Zahl unter den jüngeren Menschen nimmt zu.

Ein aktueller Fall hat dazu geführt, dass mehr Betroffene aus der Deckung kommen. Das hat eine regelrechte Flut ausgelöst. Viele der Opfer melden sich im Internet zu Wort und erzählen jetzt ihre Geschichte.

Starke Zunahme sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige

Im Internet schildern mehr und mehr junge Frauen ihre Geschichten. Von vermeintlich versehentlichen Berührungen über noch eindeutigere sexuelle Übergriffe bis hin zu Vergewaltigung. Ausgelöst hat das ein aktueller Fall, der in Spanien diskutiert wird.

An die Öffentlichkeit gebracht hat ihn Cristina Fallarás. Auf ihrem Instagram-Account machen sich nun Betroffene Luft. Fallarás anonymisiert die Geschichten und veröffentlich sie. Wer sich die Fälle durchliest, sieht, wie weit verbreitet sexualisierte Gewalt ist. Nachzulesen sind die Berichte der Betroffenen auf Fallarás Instagram-Profil hier, doch durchlesen sollte sie nur, wer aktuell mental gefestigt ist.

Deutlich mehr Sexual-Straftaten gegen Minderjährige

Die Journalistin gibt an, dass sie ihr Instagram-Profil für Kinder und Jugendliche geöffnet habe, um ihnen einen Kanal zu bieten, ihre Geschichten zu erzählen. Die Zahl der Zuschriften sei “wie verrückt explodiert”. Etwa 70 Prozent der Nachrichten würden Aggression und Missbrauch junger Mädchen beschreiben. Seit der aktuelle Fall in den Medien bekannt wurde, habe sie jedoch tausende ungelesene Nachrichten. Auch prüfen könne sie die Geschichten nicht alle.

Nach der “#MeToo”-Bewegung aus dem Oktober 2017, als sich viele Frauen öffneten und im Zuge der Weinstein-Ermittlungen von ihren Erfahrungen berichteten, gründete Fallarás nun ebenfalls einen Hashtag. Sie rief #Cuéntalo ins Leben, was frei übersetzt bedeuten soll: “Erzähle deine Geschichte”.

Laut der “Anar”-Stiftung, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzt, habe es in den vergangenen fünf Jahren eine Zunahme um 55 Prozent allein bei Sexualstraftaten gegen Kinder gegeben. Das Durchschnittsalter liege bei 12,5 Jahren. 94 Prozent der Täter seien männlich.

Pornographie und toxische Männlichkeit

Laut der Anar-Stiftung sei zum einen toxische Männlichkeit und Macho-Gehabe ein gesellschaftliches Problem, das in seiner Extremform zu Übergriffen führe. Zum anderen sei der freie Zugang zu Pornographie über das Internet ein Auslöser von Gewalt, da Täter die dort dargestellten “Aggressoren zu imitieren versuchen”.

Andererseits sei eine zunehmende Sensibilisierung für das Thema spürbar. So kämen mehr Fälle ans Licht. Wellen, wie die aktuell ausgelöste, haben darauf einen positiven Einfluss. Dennoch würden drei von zehn Fällen sexueller Übergriffe auf Kinder aus Scham vertuscht. Das, zusammen mit Verjährungsfristen, mache ein großen Problem für den Kampf gegen Pädophilie und sexuelle Gewalt aus. Daher sei es wichtig, dass Betroffene ihre Fälle zur Anzeige bringen, lautet der dringliche Appell.


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Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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