Die Bilder von durch Innenstädte fahrenden Traktoren können bald auch auf den Kanarischen Inseln Realität werden. Die Landwirte der Kanaren kündigten Proteste an. Auslöser ist eine neue Fähr-Verbindung. Doch es schwelt noch mehr Frust.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sehen sich die Bauern auf dem Archipel stark steigenden Kosten ausgesetzt. Die regelmäßige Verbindung nach Marokko ermögliche es, bald günstigere Waren von dort zu importieren.
Außerdem fürchten Landwirte, dass Schädlinge und Pflanzenkrankheiten aus Afrika eingeschleppt werden könnten. Sie fordern daher einen Stopp der Tarfaya-Linie. Die Stadt in Marokko soll mit Fuerteventura durch eine reaktivierte Fährlinie verbunden werden.
Bauern-Proteste auf den Kanaren angekündigt
Die wichtigsten Agrarorganisationen in Spanien – Asaja, COAG und UPA – trafen sich am Donnerstag mit dem Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung, Luis Planas. Ihr Ziel: Die Aussetzung der Verhandlungen über neue Abkommen mit anderen Ländern.
Gleichzeitig wird eine Verstärkung der Kontrollen an der Grenze zu Marokko gefordert. Damit solle sichergestellt werden, dass die aus diesem Land importierten Produkte den Vorschriften der Europäischen Union und den Bestimmungen des Freihandelsabkommens entsprechen.
Die Vertreter auf den Kanarischen Inseln wollen ab der kommenden Woche Proteste planen. Sie sollen sich vornehmlich gegen die Tarfaya-Linie richten. Diese war bereits von 2007 bis 2008 in Betrieb. Als das dort eingesetzte Schiff auf Grund lief, wurde die Verbindung vorerst ausgesetzt.
“Eines scheint sehr offensichtlich zu sein. Dass Traktoren durch die Hauptstädte der Kanarischen Inseln fahren werden”, kündigte Rafael Hernández im Namen der Bauern- und Viehzuchtorganisationen der Kanarischen Inseln an.
Kanaren: Bauern haben Angst vor eingeschleppten Krankheiten
Die Verbände zeigen sich in Sorge vor Schädlingen und Krankheiten. Ángela Delgado, Präsidentin des Verbands der Landwirte und Viehzüchter der Kanarischen Inseln (Asaga), kritisierte, dass diese über die neue Verbindung “ohne jegliche Kontrolle” eingeschleppt werden könnten. Es gebe dokumentierte Fälle von Krankheiten und invasiven Arten, die über die Innenräume der bewegten Fahrzeuge eingeschleppt worden seien.
Als Folge sei beispielsweise Hämorrhagisches Fieber weitergegeben worden. Dies sei eine Bedrohung für den Viehbestand der Kanarischen Inseln. Sollte sich ein Tier auf Fuerteventura infizieren, wäre die Ausbreitung auf den Rest der Inseln laut Delgado “unvermeidlich”.
Kanaren in Sorge – Beweisstück: Kartoffelmotte
Kritiker führen als Beispiel die guatemaltekische Kartoffelmotte (Tecia solanivora) an. Sie sei versteckt in einer Kartoffel via Gepäck aus Venezuela eingeschleppt worden. Die Folge seien erhebliche Einbußen beim Kartoffelanbau, insbesondere auf Teneriffa und La Palma, gewesen.
Als großes Problem komme das Klima hinzu. Auf den Kanaren beschleunige es das Larven-Wachstum von rund 21 auf nur sieben Tage. Entsprechend schnell würden sich Schädlinge ausbreiten.
Werden Arbeiter in Marokko ausgebeutet?
“Wir wehren uns nicht ohne Grund”, sagte der Präsident der COAG. Arbeiter in Marokko würden mit fünf Euro pro Tag regelrecht ausgebeutet. In Spanien stünden 60 Euro pro Tag zu Buche. Diese Unterschiede seien nicht nur menschenverachtend, sondern würden auch die Preise zerstören.
Neben der Sorge vor der neuen Fähr-Linie geht es auch um weitere wirtschaftliche Details: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs liegt der Anstieg der Futtermittel-Preise in fast allen Teilsektoren der Viehwirtschaft bei knapp 40 Prozent. Einige Landwirte haben ernsthafte Schwierigkeiten, diese Mehrkosten weiterzugeben. Das sorgt für sinkende Gewinnspannen – und entsprechenden Frust bei den Bauern der Kanarischen Inseln.
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Bauern-Proteste auch auf den Kanaren – wegen Afrika-Fähre
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