Bei der Rettung von 90 Migranten vor El Hierro ist es zu einer Tragödie gekommen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge kenterte das Boot bei der Bergungsaktion. Dutzende Menschen werden vermisst, es gibt bereits neun bestätigte Opfer, davon mindestens ein Kind.
Das Boot war von Afrika aus in Richtung der Kanarischen Inseln aufgebrochen. An Bord sollen Menschen aus Mali, Gambia, Guinea und Mauretanien gewesen sein. Bisherigen Erkenntnissen zufolge waren ausschließlich männliche Insassen an Bord, darunter mindestens ein Minderjähriger.
Das Boot soll während der Rettungsaktion gekentert sein. 27 Menschen konnten lebend geborgen werden. Außerdem fanden die Einsatzkräfte bereits neun Ertrunkene. Nach den übrigen mindestens 50 Personen wird gesucht.
Kanaren: Migranten kentern und ertrinken während Rettungsaktion
Das Kentern der Migrantenboote ist ein sich wiederholendes Problem. Sobald Rettung naht, so berichten die Einsatzkräfte, würden viele Menschen gleichzeitig aufstehen und versuchen, das Schiff der Küstenwache zu erreichen. Bei diesen abrupten Bewegungen kämen die Boote in Schieflage, immer wieder kentern einige von ihnen und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
An der Suchaktion sind diverse Rettungsboote von Guardia Civil und Küstenwache sowie zwei Rettungshubschrauber beteiligt. Außerdem sind Kräfte der Guardia Civil, der Kriminalpolizei von Valverde auf El Hierro, Mitarbeitende des Roten Kreuzes und des Gesundheitsdienstes der Kanarischen Inseln im Einsatz.
Kanaren-Präsident spricht von “weiterer Tragödie”
Der Präsident der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo, zeigte sich via Twitter tief bestürzt. Der Politiker schrieb über das Unglück vor El Hierro: “Eine neue Tragödie unterstreicht einmal mehr die Gefahr der Atlantikroute.” Für Clavijo sei es besonders beklemmend, dass “Kinder, Frauen und Männer” ums Leben kämen – und das “nur wenige Meter von der Südgrenze Europas entfernt”.
Für Clavijo sei es an der Zeit, dass die spanische Zentralregierung und Europa konsequenter handeln: “Die Regierung der Kanarischen Inseln fordert seit langem eine strukturelle Antwort von der EU und dem spanischen Staat”, sagte Clavijo, und fuhr fort: “Wir haben es hier mit einem äußerst komplexen humanitären Drama zu tun.”
Auch die für Soziales zuständige Ministerin Candelaria Delgado zeigte sich tief bestürzt. Ihr würden die Worte fehlen, um das Drama am frühen Samstagmorgen vor El Hierro zu beschreiben. Allerdings müsse sich jeder bewusst sein, dass “solche Ereignisse öfter passieren, als uns bewusst ist”.
150 Migranten erreichen El Hierro
Die Kanaren-Regierung hatte bereits vor Monaten angekündigt, mit einer steigenden Anzahl ankommender Migranten ab Herbst zur rechnen. Tatsächlich hatten El Hierro am frühen Samstagmorgen bereits rund 150 Menschen erreicht. Einen Tag zuvor kamen zudem 57 Menschen auf Lanzarote an.
Bis Jahresende rechnen die spanischen Behörden mit einer neuen Höchstzahl afrikanischer Migranten, die Europa über die kanarischen Außengrenzen erreichen. Die Inseln streiten sich bereits seit Monaten mit dem spanischen Staat über die Umverteilung unbegleiteter Minderjähriger:
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Kanaren-Migration: Große Tragödie vor El Hierro
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