Von Marlis Zoschke
Es war die Zeit, als der Süden Teneriffas als dritte Welt bezeichnet werden konnte. Kaum jemand kam auf die Idee, hier Urlaub zu machen. Von Adeje bis Los Gigantes gab es außer Bananen, Tomaten und einigen einfachen Häusern so gut wie gar nichts.
Offensichtlich hatten kluge Köpfe schon damals festgestellt, dass hier Tourismus angesiedelt werden könnte. In der Nähe des Atlantiks gab es ausreichend kahle Felder und die Mauern, die den Wind abhalten sollten, standen einfach so herum. Sie waren damals zum Schutz der Bananen gebaut worden.
Auf unwegsamen Trampelpfaden ließ es sich hervorragend spazieren. Oft lag neben den kargen Pfaden das ausgerissene Tomatenkraut. Wer Glück hatte, konnte die kleinen Tomaten, die heute bei richtig teuer, pflücken und essen. Denn damals wollte sie niemand haben.
Die Höllenschlucht von Teneriffa
Allerdings hat Adeje ein einmaliges Naturerlebnis, die Barranco del Infierno, die Höllenschlucht. Das war damals aber nur eine Sache für erfahrene Wanderer und für schwindelfreie Mutige. Denn an der einen Seite ging es steil hinab und an der anderen Seite waren oft die Felsen im Weg, an denen man sich besser festhielt. Die Pfade waren schmal.
In dieser Einöde hatte sich ein junger Mann sein Domizil gesucht. Wir trafen ihn in einem unserer “Restaurants”. Er war freundlich und man hatte das Gefühl, immer wenn er jemanden sah, der eventuell neu war, verschwand er schnell.
Im nächsten Urlaub kam er dann in Begleitung einer älteren Dame, die sich an der Playa de la Arena ein Haus gekauft hatte. Wir dachten, Harry – so nannte sich der junge Mann – sei nun als Hausmeister angestellt.
Der Begriff “Heiratsschwindler” kam nicht infrage, dafür war der Altersunterschied zu groß. Vielleicht bemühte er sich um finanzielle Unterstützung, denn er wollte eine Praxis als Zahntechniker eröffnen.
Teneriffas aufmerksame Polizei
Harry sprach inzwischen recht gut Spanisch und so wurde sein Aufgabenfeld immer größer. Eines Tages fuhr er nach Santa Cruz und stellte das Auto vorschriftsmäßig ab. Allerdings vergaß er, das Schmuckstück abzuschließen. Als er zurückkam, schlief darin selig ein Landstreicher. Nachdem Harry ihn wachgerüttelt hatte, weigerte der sich, auszusteigen.
Wütend ging Harry zur Polizei. Doch auf dieser damals noch verträumten Insel gab es aufmerksame Polizisten. Ein junger Beamter erkannte Harry sofort von einem Fahndungsfoto, das es schon einige Jahre gab. Unser Harry wurde von Interpol gesucht. Was er mal angestellt hatte, haben wir nie erfahren. Harry aber verschwand nun von der Bildfläche.
Einige Jahre später hatte er wohl seine Strafe abgesessen. Denn Harry war wieder zurück. Natürlich mit seiner Frau.
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Kommentare zu:
Zu sicher gefühlt? Wie unser Harry auf Teneriffa in den Knast kam
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