So wird auf den Kanaren getrauert

Von Marlis Zoschke

Nach Francos Tod am 20. November 1975 endete die Diktatur in Spanien nicht sofort. In unserem Dorf, Puerto de Santiago, wurde um Franco ehrlich getrauert. Aus den Fenstern der meisten Häuser hing die spanische Flagge. Es war allerdings nicht zu erkennen, dass Spanien jetzt wieder zur Monarchie zurückkehren würde – oder sich die Menschen gar darüber freuen würden.

Schon zwei Tage später wurden Juan Carlos und Sofia von Griechenland, die Enkelin der einzigen Tochter des letzten Deutschen Kaisers, das neue Königspaar. Beide waren seit 1962 verheiratet. Auch davon merkte man wenig.

Der Süden der Kanaren-Insel machte immer noch an verschiedenen Stellen den Eindruck der dritten Welt. Die Menschen waren fleißig und arbeiteten auf den Feldern. Die Hütten sahen teilweise erbärmlich aus.

Es waren selten richtige Fußböden in den Häusern und doch war es sehr sauber. Nur vier Schuljahre waren normal. Wer eine kleine Finca mit Bananen hatte, verdiente genug, damit es so grade zum Leben reichte.

Beerdigungen auf den Kanaren

Wie in allen südlichen Ländern, mussten auch dort die Toten vor Sonnenuntergang beerdigt sein. Nach der Messe in der Kirche war auch die Trauerfeier vorbei. Es ging kein Pastor mit zum Friedhof. Den Transport dorthin übernahmen die Angehörigen.

Kam der Trauerzug an Landarbeitern vorbei, ließen alle die Arbeit ruhen und gingen mit zum Friedhof. Und zwar so, wie sie aussahen. Es ging wirklich nur darum, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen und nicht, der oder die Schönste zu sein.

Am Friedhof angekommen, wartete bereits der Maurer. Der Sargdeckel wurde abgehoben und alle verabschieden sich noch einmal. Dann wurde ein großer Sack voll Kalk gereicht, den der Maurer mit beiden Händen über dem Toten verteilte. Bei diesem Anblick bekamen viele Umstehende eine Gänsehaut. Danach wurde eine Betonplatte davor gesetzt und alles war vorbei.

Da die Familien immer sehr groß waren, gab es laufend Beerdigungen. Und die Frauen hatten keine Garderobenprobleme, denn es gab immer nur Schwarz.