Von Maximilian Brandtner
Laut aktuellem Bericht sind die Ausländer und Auswanderer also ein zunehmendes Problem aus Sicht der Kanaren? Auch sind die die Ursache der Wohnungsnot, allerdings auch deshalb, da viele nicht fest vermieten wollen wegen der schlechten Rechte zum Schutz von Eigentum (Okupas). Ausländer werden also als Problem dargestellt und von der lokalen Politik der Kanaren zunehmend eingeengt (trotz EU und Schengenraum auch rechtlich ein Problem).
Vielleicht ist es an der Zeit, die Perspektive zu wechseln. Ausländer und Auswanderer als Chance. Ja, die Kanaren sind wunderschön. Europa und die Welt im Allgemeinen wird unsicherer. Am Rand bei mildem Klima kann man den rauen Wind oder sogar einen nuklearen Winter vielleicht besser überstehen.
Statt das Massensegment weiter und weiter zu subventionieren, dabei Jobs im Tiefstlohnbereich zu erschaffen, die es dem Personal nicht erlauben, die aktuellen Mieten zu bezahlen, wäre es vielleicht an der Zeit, positive Anreize einzuführen. Zumindest dort, wo es sich lohnt.
Steueranreize auf den Kanaren auch für Privatleute?
Vorschläge gibt es viele. Hier wurden bereits zwölf mögliche Punkte veröffentlicht, doch im Vergleich zu dem, was ich heute vorschlage, waren das Kleinigkeiten. Denn die Kanaren sind für Unternehmen auch eine Sonderwirtschaftszone. Das gilt für Benzinpreise, wie auch auf manchen Inseln für Industriegebiete, für die es erhebliche Steueranreize gibt, wenn sich Unternehmen niederlassen. So weit, so gut.
Wie wäre es denn, wenn man die Sonderwirtschaftszonen und Steueranreize nicht nur für Unternehmen, sondern auch zur Ansiedlung von Kapital und natürlichen Personen erschaffen würde?
So könnte Kapital auf den Kanaren gesammelt werden
Momentan wird bei Ansiedlung auf den Kanaren eine Vermögenssteuer erhoben. Das heißt, es siedeln sich nur die an, die nicht so viel Vermögen haben. Die mit viel Geld gehen dann nach Malta, Zypern, die Schweiz, Italien oder gleich auf die Bahamas. Statt die kapitalstarken Niederlassungswilligen abzuschrecken mit schon an Feindlichkeit grenzenden Parolen und Gesetzen, die das Eigentum nicht schützen, sondern zum Freiwild für Besetzer erheben, wäre es viel schlauer, diejenigen zur Ansiedlung auf den Kanaren einzuladen, die den Kanaren etwas bringen. Und zwar einen Mehrwert an Steuern mit dem Vermögen, dass sie haben, welches sie in den Kanaren investieren, oder das sie einträglich weltweit angelegt haben, aber die Kapitalerträge vielleicht auf den Kanaren versteuern wollen. Wenn denn die Bedingungen stimmen.
Viele vermögende Freunde der Kanaren, die ich über die Jahre kennengelernt habe, würden gerne ihren Lebensmittelpunkt ganz auf die Kanaren verlegen. Doch momentan gibt es so viele bessere Alternativen.
Nochmal zum Stichwort Vermögenssteuer: Von den 38 OECD Staaten kennen nur noch Kolumbien, Norwegen, Schweiz und Spanien eine Vermögenssteuer. Wie sieht es aus mit Erbschaftssteuer, Schenkungssteuer und Steuer auf Kapitalertäge?
Die Kanaren wären gut beraten, wenn sie nicht wie die vergangenen Jahre und Jahrzehnte auf immer mehr, immer billigeren Tourismus setzen würden (ja, der Flughafenausbau ist Zeugnis davon), sondern stattdessen auf das Luxussegment sowohl von Tourismus und Ansiedlung setzen würden.
Zugespitzt formuliert: Was bringen tausende Wohnmobile, die tagein, tagaus umsonst in der Landschaft herumstehen und vielleicht den Supermärkten ein wenig mehr Umsatz bringen? Was bringen all die Ferienwohnungen, die ohne VV und ohne Steuer und ohne Rechtsschutz tausende von Wohnungen blockieren, die dem Mietmarkt entzogen werden, aber die Preise gegenüber den offiziellen VV-Wohnungen unterbieten (können)?
Die Internet-Plattformen spielen gerne mit. Ihnen ist der legale Status egal. Haftbar ist der Eigentümer, nicht die Plattform. Und schließlich: Was bringen all die Aussteiger und Pensionäre, die mit schmalem Geld (ja, die Renten in vielen Ländern sind leider viel zu gering zum Leben) ein sonniges Leben fristen.
Appell für das Abschaffen verschiedener Steuern
Schön wäre es doch, wenn sie das weiter tun würden. Aber wie wäre es denn, wenn stattdessen die Freiberufler wie Architekten, Werber, Steuerberater, Schriftsteller oder Anwälte, während oder nach ihrem aktiven Berufsleben ganz auf die Kanaren ziehen und die Früchte ihrer Selbständigkeit in einem Klima anlegen würden, das steuerlich genau so milde wäre, wie der ewige kanarische Frühling für Körper und Geist?
Was, wenn die erfolgreichen Familienunternehmer, die ihr Unternehmen verkauft haben, mit ihrem Vermögen auf die Kanaren ziehen würden und dort Steuern zahlen würden – und dabei niemandem eine Arbeit wegnehmen? Aber damit das passiert und zwar deutlich mehr als es jetzt schon vereinzelt der Fall ist, müssten die Kanaren konkurrenzfähig zu den anderen Steuerparadiesen in Europa und weltweit werden.
Also: Vermögenssteuer abschaffen! Erbschafts- und Schenkungssteuer (zumindest für Kinder und Ehepartner) abschaffen. Kapitalertragssteuer sollte schon etwas niedriger als in den nordischen Herkunftsländern sein.
Der Job erledigt sich doch von selbst, liebe Regierung. Die zusätzlichen Einnahmen – und erst die Investitionen in hochwertige Häuser, Autos, Kunst und Dienstleistungen schießen durch die Decke.
Wer, wenn nicht die schönsten Inseln im Atlantik, innerhalb der Rechtssicherheit, gemeinsamen Währung und kulturellen Nähe der Europäischen Union hätte bessere Chancen, hier als Gewinner vom Platz zu gehen?
Sehen Sie jetzt:
„Forst-Cent“: Kanaren-Sondersteuer macht Tanken und Heizen teurer
Werden auch Sie jetzt zum Autor bei Kanaren News! Von Meinung über Bericht bis Gedicht: Hier können Sie als Leserreporter Ihren Beitrag veröffentlichen.
Der Beitrag oben stammt aus dem Programm "Leser schreiben für Leser". Kanaren News ist nicht für den Inhalt verantwortlich. Er stammt vom genannten Autor.
Kommentare zu:
Kanaren nach Schweizer Vorbild? Das wäre die bessere Politik!
Die Kommentar-Funktion steht exklusiv unseren Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung. Hier finden Sie unsere Angebote. Wenn Sie bereits einen Account haben, können Sie sich hier einloggen.