Können sich die Kanarischen Inseln faire Löhne leisten? Oder werden Mitarbeitende im Gastgewerbe bereits ausreichend bezahlt? Um diese Fragen streiten sich derzeit Gewerkschaften und Arbeitgeber auf den Kanaren. Die Arbeitnehmer-Vertreter fordern 14 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber halten das für “inakzeptabel”.
Der Verband der Restaurations- und Freizeitunternehmen (AERO) warnt for den jüngsten Forderungen. Die Gewerkschaften CCOO und UGT hatten entsprechende Gehaltserhöhungen gefordert. Im Gegenzug werde man eine Klage gegen die Arbeitgeber um Senioritätszuschläge zurückziehen, hieß es.
Eine Einigung zwischen beiden Parteien gab es zuletzt nicht. Der Präsident der AERO zeigte sich erbost. Ramón Fariña sagte, eine solche Erhöhung werde kleine Bars und Cafés auf den Kanarischen Inseln in den Ruin treiben. Zudem müssten die Preise steigen. Doch worum geht es überhaupt?
Treiben Senioritätszuschläge Gastronomen auf den Kanaren in die Pleite?
Der Streit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften dreht sich im Wesentlichen um die Anwendung der Dienstalter-Zulage. Sie besteht seit dem Jahr 1995. Ein kürzlich ausgesprochenes Urteil des Obersten Gerichtshofs beschreibt die Zulage als “dynamisch”. Arbeitnehmervertreter sind der Ansicht, sie sollte für alle Arbeitnehmer gleich sein.
Bisher jedoch wurde die Zulage nur für diejenigen erhöht, die sie bereits auf ihrer Gehaltsabrechnung hatten, bevor die Debatte vor etwa fünfzehn Jahren eingefroren wurde. Damals blieben die Gewerkschaften tatenlos. Nun reichten sie Klage ein. Sollten die Lohnerhöhungen kommen, werde man sie wieder zurückziehen, hieß es im Rahmen der Verhandlungen.
Der Hotel- und Gaststättenverband Ashotel schlug nun vor, die Gehälter in den Jahren 2024 und 2025 um zusätzliche 4,5 Prozent zu erhöhen – sofern die Gewerkschaften dazu beriet sind, auf ihre Forderungen zu verzichten. Auch AERO schloss sich dem Vorschlag an. Zusätzlich bot sie eine Erhöhung um je einen halben Punkt in den beiden Jahren für das Gaststätten- und Freizeitgewerbe an. Das Angebot geht somit über die im aktuellen Tarifvertrag festgelegten Erhöhungen hinaus.
Kanaren: Mehr Lohn für weniger Arbeit?
Die Gewerkschaften CCOO und UGT wiesen die Vorschläge der Arbeitgeber als unzureichend zurück. Sie fordern eine zusätzliche Lohnerhöhung um 14 Prozent, verteilt über drei Jahre. Diese solle für alle Mitarbeiter gelten – unabhängig ihrer spezifischen Branche.
Die Verhandlungen, die am Dienstag begannen, könnten bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen. Die wirtschaftliche Lage vieler kleiner Unternehmen, die AERO vertritt, lässt jedoch keine größeren Gehaltserhöhungen zu.
Insbesondere angesichts der von Ministerin Yolanda Díaz geforderten Arbeitszeitverkürzung sehen sich viele Betriebe vor existenziellen Herausforderungen. Sollten damit mehr Beschäftigte benötigt werden, die jeweils 14 Prozent mehr Lohn als heute erhielten, sei das ein unüberwindbares Problem, hieß es.
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